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Interviewreihe SIGAB Glas-Termin: Regulatorische Entwicklungen Europa

Herr Cazes, welches Thema beschäftigt Sie zurzeit am meisten?

Das End-of-Life-Management von Verglasungen und Flachglas ist ein wichtiges Thema, das mich im Moment sehr beschäftigt.

Um die natürlichen Ressourcen sinnvoll zu nutzen, die Nachhaltigkeit unserer Branche zu gewährleisten und die CO2-Bilanz unserer Industrie zu verbessern, ist die Erhöhung des Anteils an recyceltem Glas in unseren Schmelzöfen eine Priorität.

Die Herausforderung ist enorm. Wie bei der Frage der Wiederverwendung von Glas geht es nicht darum, was technisch möglich ist - vieles ist bereits möglich -, sondern vor allem darum, was am meisten Sinn macht und wie man die Praxis effizient und wirtschaftlich gestalten kann, um sie in grossem Massstab einzuführen.

Alle Akteure der Glasbranche und darüber hinaus - Fensterbauer, Abbruchunternehmen, Abfallentsorgende, Verarbeitende - müssen zusammenarbeiten, um effiziente und wirtschaftliche Lösungen zu finden, die eine qualitativ hochwertige Sammlung und Sortierung von Altglas ermöglichen. Es müssen also viele konstruktive Akteure an einen Tisch gebracht werden, und das ist natürlich nicht einfach. Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um die richtigen Lösungen zu finden und auf dem Weg zu mehr Kreislaufwirtschaft voranzukommen.

Welche neue Technologie wird Ihrer Meinung nach unsere Branche in den kommenden Jahren radikal verändern?

Es wird der Markt allein sein, der zwischen disruptiven und inkrementellen Technologien entscheiden wird.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die Zukunft unserer Branche von kontinuierlichen technologischen Fortschritten in mehreren Bereichen abhängen wird. Dazu gehören die Produktinnovation, um den Gebäudenutzern immer mehr Energieeffizienz und Komfort zu bieten, das bereits erwähnte Recycling, neue Technologien zur Herstellung von kohlenstoffarmem Glas, die Optimierung der Logistik- und Verarbeitungskette und vieles mehr.

Auf all diesen Achsen ist Innovation von entscheidender Bedeutung, damit unser Sektor und unsere Glasprodukte weiterhin Lösungen in einer kohlenstoffarmen Wirtschaft anbieten können.

Was fehlt der Branche bzw. in Ihrem Tätigkeitsfeld und wovon möchten Sie gerne mehr sehen?

Ein stärkerer Geist der Zusammenarbeit und Kooperation zwischen den Akteuren der Branche.

Es wäre selbstmörderisch, nur in Silos zu arbeiten, in der Hoffnung, eine hypothetische Lösung zu finden, die einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Die Herausforderungen, über die wir heute sprechen, gehen über jeden einzelnen Spieler hinaus und, um die Wahrheit zu sagen, auch über unsere Branche.

Es ist ermutigend, den wachsenden Erfolg von Dialogforen und Fachveranstaltungen wie dem SIGAB-Glas-Termin zu sehen, die das Bedürfnis nach Wissensaustausch verdeutlichen.

Auch die Entwicklung der Berufsverbände ist ermutigend. Innerhalb von Glass for Europe zum Beispiel wird daran gearbeitet, den Beteiligten der Branche, die schneller vorankommen wollen, die richtigen Räume für die Zusammenarbeit zu bieten.

Welches ist Ihr Lieblingsgebäude aus Glas und weshalb?

Da ich Franzose bin, kommt mir sofort die Pyramide des Louvre in den Sinn.

Die Transparenz von Glas, der ultimative und unverwechselbare Vorteil unseres Materials, steht im Mittelpunkt des Projekts sowohl in funktionaler Hinsicht, um Licht in die unterirdische Halle zu bringen, als auch in ästhetischer. In unserer Branche muss Transparenz geschätzt werden!

Jeder kann seine eigene Meinung darüber haben, wie ästhetisch die Verbindung von ägyptischer Pyramide, Renaissancepalast und modernem Bauwerk ist. Auf jeden Fall ist es Glas, das sie möglich macht.

Die Pyramide des Louvre ist zwar über 30 Jahre alt, aber sie ist zeitlos geworden. Die jüngsten Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris haben dies bewiesen, indem sie sie auf grossartige Weise wieder ins rechte Licht gerückt haben!

 

Info

Dieser Austausch fand im Rahmen der Interviewreihe zum SIGAB Glas-Termin 2024 statt, an dem Trends und Innovationen im Glas am Bau sowie neuste Erkenntnisse aus Forschung und Anwendung thematisiert wurden. Die technische Fachstelle SIGAB lädt regelmässig zu Fachveranstaltungen an ausgewählte Orte ein und bietet ein reichhaltiges Programm mit folgenden Schwerpunkten: Glas-News aus erster Hand, Begegnung mit den Expertinnen und Experten für Glas am Bau, Top-Referate, unterhaltsame Weiterbildung sowie Austausch und lockeres Networking. Besten Dank an Bertrand Cazes, der am diesjährigen Glas-Termin referierte und im Anschluss für dieses Interview zur Verfügung stand.

Mehr zum SIGAB Glas-Termin finden Sie hier.

Webseite Glass for Europe

Bild: Lea Reutimann

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